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Die Macht der Rollenzuschreibung |
Bildbeschreibung
Die Rolle der Frau wurde in patriarchalischen Gesellschaften von Männern definiert. Eine negative Rollenzuschreibung zeigt sich in zahlreichen Mythen, von denen ich drei in diesem Bild vereinigt habe.
Der wirkmächtigste ist sicher der Sündenfall, welcher zur Vertreibung aus dem Paradies und damit einhergehend zum Verlust der Unsterblichkeit führte. Die Schuld wird allein Eva zugeschrieben gegen das Gebot des christlichen Gottes einen Apfel vom Baum der Erkenntnis gegessen zu haben. Erst durch die Fähigkeit zur Erkenntnis, die Fähigkeit richtig und falsch zu erkennen, wird der Mensch zum Menschen. Meine Eva zitiert das berühmte Bild von Dürer. Von Cranach stammt der dolchhaltende Arm der Lucrecia, die sich nach ihrer Vergewaltigung aus dem Prinzip der Ehrerhaltung für den Ehemann selbst töten muss. Das in einer Schlange endende Haupthaar steht für die Medusa. Nach ihrer Vergewaltigung durch Poseidon rächte sich Athene nicht an Poseidon, sondern verwandelte Medusa in eine Gorgone mit den bekannten Schlangenhaaren.
Diese Rollenzuschreibungen stammen von den Definitionsmächtigen, von denen die um 90° gedrehten Anzugsbeine und Schuhe zu sehen sind. Die Wirkmacht solcher herabwürdigenden Zuschreibungen an Frauen ist zwar noch nicht beendet, aber die Machtverhältnisse kippen. Um die Vergangenheit zu beschreiben, kann man das Bild auch um 90° gedreht hängen, so dass die Deutungsmächtigen auf der Frau stehen. Optimistisch gesinnt kann das Bild auch in die andere Richtung gekippt werden, so dass die Herren der Schöpfung in die Tiefe stürzen.